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Die Zukunft der Community-Kommunikation

Mailman 2 gekündigt. Was nun?

Viele Hosting-Kunden bekommen in diesen Tagen eine E-Mail ihres Mail-Providers mit einer Kündigung. Die beliebte Mailinglisten-Software Mailman 2 steht nicht mehr zur Verfügung. Viele wurden von dieser Abkündigung überrascht und fragen sich nun, wie es weiter gehen soll. Wir stellen in diesem Blogbeitrag einige Lösungen vor.

Warum steht Mailman 2 nicht mehr zur Verfügung?

Mailman 2 wurde in der Programmiersprache Python 2 geschrieben. Die Python Software Foundation und die Python Entwickler-Community haben für die letzte Version von Python 2, also für Python 2.7, den Support nach einer mehrjährigen Übergangsphase endgültig beendet. Aktuell hat Python die Versionsnummer 3.11. Mailman 2 erfordert Python 2.7 und ist mit Python 3 nicht lauffähig. Das bedeutet, dass weder Python 2.7 noch Mailman 2 mit Sicherheitsupdates versorgt werden.

Ein sicherer Betrieb von Mailinglisten mit Mailman 2 ist deshalb nicht mehr möglich!

Wenn Sie Mailman 2 auf einem eigenen Server betreiben, sollten Sie deshalb umgehend nach einer neuen Lösung suchen.

Wegen dieser Situation hat die Mailman-Community bereits vor Jahren den Nachfolger der beliebten Mailinglisten-Software Mailman 3 entwickelt. Anders als der Vorgänger besteht Mailman 3 aus mehreren Komponenten: dem eigentlichen Mailinglisten-Programm, dem Web-Interface Postorius, dem Archivierungsprogramm Hyperkitty sowie einigen anderen Elementen. Das System ist deutlich komplexer als der Vorläufer, weshalb Installation, Betrieb und Wartung aufwändiger geworden sind und der Ressourcenbedarf gestiegen ist.

Was kann ich nun tun?

Der Provider hat Mailman 2 abgekündigt. Zwei Dinge sind nun wichtig.

  1. Sichern Sie das Archiv Ihrer Mailman-Mailingliste.

    Das Mailinglistenarchiv besteht aus einfachen HTML-Seiten, die Sie mit einem entsprechenden Werkzeug auf Ihren lokalen Rechner herunterladen können. Sie können die Mailman-2-Installation löschen, aber die archivierten, historischen, statischen Inhalte auch weiterhin öffentlich bereitstellen.

  2. Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihre Kommunikationsstrategie zu überdenken.

    Sie haben mehrere Optionen, die wir im Folgenden einzeln durchgehen. Sie können Ihre Mailinglisten mit einem anderen Programm weiter betreiben oder Sie passen sich den neuen Kommunikationsgewohnheiten Ihrer Community an und wechseln zu einem Forum oder einem Messengersystem.

Die Servicemitarbeiter der Hostsharing eG kennen die Möglichkeiten und können Sie individuell beraten.

Migration zu einem anderen Mailinglistenprogramm

Eine Migration von Mailman 2 zu einem anderen Mailinglistenprogramm stellt eine Möglichkeit dar, die Ihnen zur Verfügung steht. Hostsharing bietet seinen Mitgliedern im Rahmen eines Webmaster on Demand Auftrag hierbei Unterstützung an.

Hostsharing empfiehlt bei einer solchen Migration, das bestehende E-Mail-Archiv zu sichern, ein neues System aufzusetzen und die Adressen der Abonnenten in das neuen Mailinglistenprogramm zu importieren.

Mailman 3
Der technische Betrieb der Mailinglisten-Software Mailman 3 ist ressourcenintensiv und damit deutlich kostspieliger als Sie es von Mailman 2 gewohnt sind. Wenn Sie viele Mailinglisten managen müssen, wäre der Nachfolger von Mailman 2 allerdings ein guter Kandidat.
Andere Mailinglistenprogramme
Neben Mailman 3 gibt es eine Reihe von anderen Mailinglisten-Managern, die Sie einsetzen können. Die einzelnen Systeme sind meistens seit vielen Jahren im Einsatz, wie dieser Artikel aus dem Jahr 2008 belegt.

Wenn Sie eine Handvoll Mailinglisten betreiben möchten, empfehlen wir häufig das Programm mlmmj, das in dem Artikel von 2008 als Neuling bezeichnet wird. Es tut, was es soll, aber es wird auch nicht mehr weiterentwickelt. Das Programm benötigt wenig Ressourcen und kann deshalb entsprechend kostengünstig betrieben werden.

Wenn Sie die Teilnehmer Ihrer Mailinglisten in einem anderen System, wie zum Beispiel einer Mitgliederverwaltung, einem CRM oder einem CMS verwalten können, lassen sich die Namen und E-Mail-Adresse mit geringem Aufwand in ein Mailinglistenprogramm wie mlmmj exportieren. Hostsharing hat für Mitglieder diesen Prozess bereits skriptgesteuert automatisiert. Der Aufwand ist vergleichsweise gering und das E-Mail-System von Hostsharing ist flexibel genug, um individuelle Lösungen zu ermöglichen.

Umstellung auf Newsletter
Wenn Sie Mailinglisten als Verteilerlisten benutzen, um Ihre Community in regelmäßigen Abständen über Neuigkeiten zu informieren, können Sie statt eines Mailinglistenprogramms auch ein Newslettersystem einsetzen. Mit der Open-Source-Software Listmonk steht Ihnen dazu eine relativ junge und moderne Software zur Verfügung.

Einstellung der Mailinglisten und Wechsel zu einem anderen System

Seit 2008, als der oben verlinkte Artikel veröffentlicht wurde, gab es neben Mailman 3 keine echte Neuentwicklung eines Mailinglistenprogramms. Das kommt nicht von ungefähr. Die Kommunikation über Mailinglisten ist mit dem Aufkommen der Messengerdienste mehr und mehr aus der Mode gekommen.

Viele jüngere Menschen haben noch nie in ihrem Leben eine Mailingliste benutzt. Wer mit Mailinglisten aufgewachsen ist, kann sich dagegen kaum vorstellen auf sie zu verzichten. Die Meinungen zu dem Thema gehen daher weit auseinander.

Mailinglisten sind generell immer noch ein universelles Diskussionsmedium, da nahezu jede Person eine oder mehrere E-Mail-Adressen besitzt. Es gibt aber auch Personen, die sich von dem teilweise recht hohen Mailaufkommen überfordert fühlen, da sie nicht wissen, wie sie mit Mailinglisten effizient umgehen können. Sie bevorzugen Foren oder Messengerdienste.

Zum Wechsel der Gewohnheiten kommen weitere Gründe hinzu, die den Betrieb von Mailinglisten unattraktiver machen. Seit einigen Jahren setzen Mailserverbetreiber auf neue Methoden, um E-Mail sicherer zu machen oder den Spamschutz zu verbessern. Die Stichworte lauten SPF Sender Policy Framework, DKIM DomainKeys Identified Mail und Domain-based Message Authentication, Reporting and Conformance (DMARC). All diese Methoden werden auch von Hostsharing unterstützt. Beim Betrieb von Mailinglistenprogrammen müssen die Methoden berücksichtigt werden, damit E-Mails beim Empfang nicht abgewiesen werden. Leider wird die Bedienung der Mailingliste dabei weniger komfortabel.

Vielleicht haben Sie sich in einer Ihrer Mailinglisten über die Absendernamen gewundert. Statt von Peter Mustermann kommen die Mails von peter mustermann via mymaillist. Die E-Mail-Adresse des Absenders wurde in einem solchen Fall durch die Adresse der Mailingliste ersetzt.

All diese Entwicklungen haben in der Summe dazu geführt, dass die Nutzung von Mailinglisten stark abgenommen hat. So ist beispielsweise das E-Mail-Aufkommen in der Mitglieder-Mailingliste der Hostsharing eG in den letzten Jahren eher gesunken, während sich die Zahl der Mitglieder fast verdoppelt hat.

Welche Alternativen gibt es also?

Forum
Im Bereich der Forensoftware gab es im letzten Jahrzehnt einige neue Entwicklungen. Das Programm Discourse ist hier an erster Stelle zu nennen, das jedoch vergleichsweise wartungsintensiv ist. Mit ähnlichen Funktionen kommt Flarum daher. Die Software kann kostengünstig betrieben werden, da sie wenig Ressourcen benötigt und wartungsarm ist.

Der große Erfolg von Mastodon hat gezeigt, dass die Zukunft Anwendungen gehört, die auf dem standardisierten ActivityPub-Protokoll basieren und dezentrale Netze bilden. Mit Lemmy steht Ihnen eine Software zur Verfügung, mit der Sie Ihr Forum in dieses neue dezentrale soziale Netzwerk integrieren können.

Messengerdienste
Messengerdienste wie WhatsApp oder Signal erfreuen sich großer Beliebtheit. Ob Sie diese Anwendungen in Ihrer Community anstelle einer Mailingliste einsetzen können, müssen Sie selbst entscheiden. Allerdings gibt es interessante Lösungen, die Sie zum Beispiel bei Hostsharing datenschutzkonform betreiben können.

Delta Chat ist ein Messenger-Programm, das die bestehende E-Mail-Infrastruktur nutzt, um verschlüsselte Einzel- und Gruppen-Chats zu realisieren. Wenn Sie Mailinglisten mit wenigen Teilnehmern betreiben, könnte Delta Chat eine interessante Alternative sein.

Chatlösungen auf Basis von XMPP haben wir in einem Blogartikel bereits ausführlich beschrieben.

Und mit Matrix steht uns ein leistungsstarkes Echtzeit-Kommunikationssystem mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zur Verfügung.

Sie haben also auch jenseits von Mailinglisten zahlreiche Möglichkeiten, um mit Ihrer Community zu kommunizieren.

Als Mitglied von Hostsharing profitieren Sie vom Genossenschaftsmodell, das Ihnen zahlreiche Vorteile bietet:

  1. Sie sind kein Kunde, sondern genossenschaftlicher Miteigentümer des Unternehmens bei dem Sie Ihre IT betreiben. Sie haben Stimmrecht in der Generalversammlung und umfangreiche Beteiligungsmöglichkeiten, um die Entwicklung von Hostsharing mitzubestimmen.

  2. Sie profitieren von hochverfügbarer Technik, Inklusiv-Backup und persönlichem Service mit viel Flexibilität zu kostendeckenden Konditionen. Wir müssen keine Gewinne an externe Investoren abführen. Überschüsse verbleiben in der Genossenschaft, um unsere Services zu verbessern.

  3. Hostsharing kann nicht wie ein Privatunternehmen von heute auf morgen verkauft, geschlossen oder von einem großen Konkurrenten übernommen werden. Sie können deshalb langfristige IT-Strategien in der Genossenschaft umsetzen. Uns gibt es seit über 22 Jahren.

Genossenschaftliche IT-Betreuung aus einer Hand
Beratung

Kompetente Beratung bei Auswahl und Anwendung von freier Software

Umsetzung

Tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung Ihrer Pläne.

Betrieb

Dienstleistungen für einen reibungslosen IT-Betrieb

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Digitale Souveränität

Wir schaffen genossenschaftliches Eigentum an digitaler Infrastruktur und gestalten die Digitalisierung in freier Selbstbestimmung.

Digitale Nachhaltigkeit

Für uns hat Nachhaltigkeit drei Dimensionen: eine ökologische, eine technische und eine soziale.

Digitale Exzellenz

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